Männer stricken

Männer und stricken

Stricken ist nicht (nur) Frauensache – Männer am Garn

Männer stricken – und das nicht erst seit gestern.

Vom Seefahrer, der wetterfeste Pullover strickte, bis zum modernen Kreativkopf mit Wollnadeln: Stricken war jahrhundertelang Männersache – und erlebt heute ein starkes Comeback. Immer mehr Männer entdecken das Stricken als Ausgleich zum Alltag, kreativen Ausdruck oder Statement gegen Rollenklischees. Erfahre, warum Stricken für Männer weltweit begeistert, welche Communitys es gibt und was sie am liebsten auf die Nadeln nehmen.

Stricken ist nicht (nur) Frauensache – Männer am Garn

Stricken gilt in der Öffentlichkeit oft noch immer als weibliche Domäne: Omas, die vor dem Fernseher Socken stricken, junge Frauen, die sich in Wollcafés treffen. Ein Mann mit Stricknadeln in der U-Bahn? Noch immer sorgt dieses Bild für überraschte Blicke – dabei ist es weder neu noch ungewöhnlich. Denn was heute oft als weibliches Hobby gilt, war früher fest in Männerhand: Ob Seefahrer, die wetterfeste Pullover herstellten, Wikinger, die sich mit gestrickten Netzen und Kleidung ausstatteten, oder ganze Zünfte im mittelalterlichen Europa – früher waren Männer führend im Strickhandwerk.
Heute entdecken Männer das Stricken wieder für sich – und das aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Warum immer mehr Männer stricken

Der Griff zur Stricknadel ist für viele Männer ein Gegenentwurf zum hektischen Alltag: kein Bildschirm, kein Wettbewerb, kein Lärm. Stattdessen: Garn, Bewegung, Struktur. Stricken wirkt entschleunigend, erdet – und schafft greifbare Ergebnisse.

Vor allem in einer Welt, in der viele Berufe abstrakt und digital geworden sind, ist das Gefühl, mit den eigenen Händen etwas zu erschaffen, für viele Menschen besonders befriedigend. Die monotone Bewegung, das textile Material und die sichtbaren Fortschritte wirken entspannend. Der Begriff „Strickflow“ beschreibt den Zustand, in dem Kopf und Hände synchron arbeiten – ähnlich wie beim Meditieren. Nicht umsonst wird Stricken oft als das neue Yoga bezeichnet und als gesundheitsfördernd hervorgehoben. Viele Männer berichten, dass sie beim Stricken Stress abbauen und sich selbst als besonders wirksam erleben – ein kreativer Gegenentwurf zur oft abstrakten, digitalen Arbeitswelt.

Für manche ist es schlicht eine kreative Pause vom Alltag, für andere ein politisches Statement gegen Geschlechterklischees.

Männer, die gemeinsam stricken – Communitys weltweit

Männer stricken heute längst nicht mehr nur allein auf dem Sofa. Weltweit haben sich Gruppen gebildet, in denen sich Männer gezielt austauschen, gemeinsam stricken und voneinander lernen:

  • DC Men Knit (USA): In Washington treffen sich regelmäßig Männer aller Altersgruppen, um gemeinsam zu stricken. Dabei geht es nicht nur ums Handwerk – sondern auch um Gemeinschaft, mentale Gesundheit und Empowerment.

  • Norwich Men’s Knitting Group (UK): Diese Gruppe wurde gegründet, um einen geschützten Raum für männlich gelesene Personen zu schaffen. Hier geht es auch um Inklusion, queere Identität und Zugehörigkeit.

  • Magliuomini“ (Italien): Diese Facebook-Gruppe versammelt italienische Stricker – Männer, die das Hobby mit Stolz leben und sich gegenseitig unterstützen.

  • Lutz Staacke aka Maleknitting (Deutschland): Einer der ersten männlichen Strickblogger im deutschsprachigen Raum – heute eine feste Größe in der Szene. Lutz schreibt, designt, gibt Kurse und setzt sich für mehr Vielfalt in der Strickwelt ein.

Ob lokal oder online: Diese Communitys beweisen, dass Stricken längst kein reines Frauending mehr ist – und es auch nie war.

Was stricken Männer eigentlich?

Die Vorlieben sind so vielfältig wie die Männer selbst. Männer, die stricken, greifen zu unterschiedlichsten Projekten: Von klassischen Socken über aufwendige Pullover bis zu markanten Mützen, sportlichen Schals oder gestrickten Krawatten ist alles dabei. Viele spezialisieren sich auf technische Muster, geometrische Designs oder große Strickstücke wie Decken und Plaids. Die Projekte sind oft von funktionaler Ästhetik geprägt – der Fantasie sind jedoch keine Grenzen gesetzt.

Ein wachsender Trend – vor allem in den nordischen Ländern – ist das sogenannte Knooking: eine Technik, die wie Stricken aussieht, aber mit nur einer Häkelnadel und einer speziellen Schnur funktioniert. Besonders beliebt bei Anfängern und pragmatisch denkenden Männern, die klare Abläufe und einfache Werkzeuge schätzen.

Typisch für die Szene: selbstgemachte Mützen im nordischen Stil, oft in reduzierten Farben und klaren Formen. Dazu gibt es sogar spezielle Bücher, etwa „Knooking – Mützen & Accessoires für Einsteiger“.

In den Gruppen werden außerdem technische Kniffe und kreative Projekte geteilt, zum Beispiel:

  • Wollsocken mit Norwegermuster

  • Bierwärmer mit Zopfmuster

  • Patchwork-Decken mit Symbolen

  • Knooking-Armbänder oder Täschchen

  • Schlichte Beanies mit Statement-Label

Nicht selten entstehen so auch erste eigene Designs oder Geschenkideen.

🔗 Tipp: Auf Ravelry gibt es viele kostenlose Knooking-Anleitungen auf Englisch und Deutsch. Auch YouTube bietet hilfreiche Einsteigervideos – besonders für Mützen.

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Hürden und Mut – wenn Männer zur Nadel greifen

Trotz aller Fortschritte berichten viele Männer, dass sie beim Stricken noch immer auf Vorurteile stoßen: ‚I got a hard time … but other knitters were welcoming.‘ Besonders zu Beginn erleben manche Unverständnis oder sogar Spott aus ihrem Umfeld.

Unverständnis und Spott aus dem eigenen Umfeld – viele Männer können davon berichten:

„Als großer, bärtiger Typ wurde ich gefragt, ob ich den Bezug zur Realität verloren hätte. Aber in der Strickgruppe wurde ich sofort aufgenommen.“
— Nutzer auf Reddit

Andere berichten:

„Ich stricke im Büro, und niemand hat je etwas Negatives gesagt – im Gegenteil, es sorgt für gute Gespräche.“

Auch wenn viele Männer heute offen stricken, gibt es immer noch Hemmschwellen, weil Stricken in den Köpfen oft noch zu stark mit älteren Frauen assoziiert wird. Manche erleben verwunderte Blicke oder irritierte Kommentare, wenn sie in der Öffentlichkeit die Nadeln zücken.

Gleichzeitig ist die Strick-Community überwiegend offen und neugierig – viele männliche Stricker fühlen sich schnell akzeptiert und in ihrer Kreativität unterstützt. Die größten Herausforderungen sind weniger technischer, sondern sozialer Natur: Stereotype, Unsicherheit, fehlende männliche Vorbilder. Auch die Gestaltung vieler Strickhefte – mit Fokus auf „femininen Designs“ – schreckt manche Männer ab.

Umso wichtiger sind sichtbare Männer in der Szene, Ermutigung durch andere Strickende – und Orte, an denen man einfach loslegen kann.

Fazit: Stricken kennt kein Geschlecht – sondern nur Begeisterung

Stricken ist Handwerk, Meditation, Kreativität, Kunst – und ein Weg zu sich selbst. Wer einsteigen möchte, braucht nur Neugier, etwas Geduld und am besten eine nette Gruppe (offline oder online), um Fragen zu stellen und gemeinsam Fortschritte zu feiern.

Stricken verbindet. Wortwörtlich.

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